Völlinghausen Geschichte

Ein Hinweis dass das Dorf wesentlich älter ist, könnte ein Steinkistengrab sein, das in den Jahren von 1991 bis 1993, am westlichen Dorfrand ausgegraben wurde und dessen Alter auf 5500 Jahre bestimmt wurde. Dieses Massengrab mit über 200 Bestattungen, dessen ältester Teil um 3500 vor Christus angelegt wurde, deutet darauf hin, dass hier Menschen ansässig waren und schon Ackerbau betrieben haben. Der ursprüngliche Grabhügel war im Lauf der jahrhundertelangen Beackerung stark abgetragen und durch weiteres tiefes Pflügen mit den heutigen grossen Ackergeräten stark gefährdet. Zahlreiche Knochenfunde liessen zunächst vermuten, dass hier am Rande des alten Hellweges, Gräber aus den mittelalterlichen Kriegen vorhanden waren. Untersuchungen des Westfälischen Museums für Archäologie und Amtes für Bodendenkmalpflege in Münster ergaben aber, dass es ein Steinkistengrab aus der Jung-steinzeit war. Die Bestattungsreste wurden vollständig ausgeräumt und zur weiteren Erforschung abtransportiert. Die Fundamente wurden ausgegraben und sorgfältig vermessen. Danach wurde das Gelände wieder eingeebnet, so dass von den Gräbern heute leider nichts mehr zu sehen ist.

Ausser dem in der Urkunde von 978 erwähnten Haupthof, der in etwa mit dem heutigen Hof Dalhof zu identifizieren ist, gab es noch das Rittergut der Herren von Völlinghausen, das von 1258 urkundlich belegt ist, von dessen Schloss noch ein Teil der Gräfte zu sehen ist. Das Schlossgebäude ist aber schon seit langer Zeit verschwunden und der Besitz ging um 1400 durch Heirat an die Herren von Borg und 1539, ebenfalls durch Heirat, an Mauritz von Hoete. Von diesem kam das Anwesen 1573, wiederum durch Heirat, an die Familie von Schorlemer in Hellinghausen-Heringhausen, die dann anscheinend nicht mehr in Völlinghausen residiert hat. Die Familie Schorlemer verkaufte den Besitz 1665 an die Familie von Landsberg, die in Erwitte residierte und in Völlinghausen damals noch weiteren Besitz hatte.

1991 wurde durch Zufall, unter dem umgestürzten Stamm einer jahrhundertealten Esche, auf dem Grundstück der Familie Schulte-Weyers, ein Wappenstein gefunden, der sich als Allianzwappen der Familien von Hoete und von Wrede herausstellte. Er trägt die Jahreszahl 1567 und bezeugt die Heirat des Mauritius von Hoete mit der Anna von Wrede. Die Familie von Wrede hatte in Völlinghausen den Schultenhof zum Lehen, ein weiterer Hof im Dorf mit langer Geschichte, der den Wert des Rittergutes noch übertraf. Der Wappenstein wurde von der Familie Schulte-Weyers der Allgemeinheit zur Verfügumg gestellt und befindet sich heute im „Alten Gasthaus Linnemann“.

Gedenkstein

Die Familie von Landsberg verkaufte ihre Besitzungen in Völlinghausen 1933. Die Hofstelle und einen Teil des Landes kaufte Clemens Wiek, bis dahin Inspektor auf dem Söbberinghoff, der sich auf dem Hofgrundstück ein Haus baute, schräg gegenüber dem Friedhof. Die restlichen Ländereien wurden von Völlinghauser Bauern erworben.

Die Urkunde von 978 war der Anlass, dass 1978 das 1000 jährige Bestehen des Ortes, mit einem Heimatabend, zu dem auch alle ehemaligen Völlinghauser eingeladen waren, und mit einem grossen historischen Umzug, gebührend gefeiert wurde.

1000 jahr-Feier

Zur Erinnerung an das Jubiläum wurden an drei Ortseingängen Findlinge mit der Aufschrift: „1000 Jahre Völlinghausen“, aufgestellt.

Gedenkstein

Zu diesem Jubiläum wurde, mit Unterstützung von Oberstaatsarchivrat Dr. Wolf aus Münster und Heimatforscher Willi Mues aus Erwitte ein Buch „1000 Jahre Völlinghausen“, vom Schützenverein St. Stephanus, mit finanzieller Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, herausgegeben, das über den Vereinsring Völlinghausen bezogen werden kann. Ausserdem sind im Dorf noch einige Exemplare einer „Chronik des Dorfes Völlinghausen“ von der Lehrerin Maria Ostermann vorhanden, die diese 1938 geschrieben hat. Leider hat sie keine Quellenangaben gemacht, so dass einige Urkunden, die ihr zur Verfügung standen, heute nicht mehr aufzufinden sind.

Bis zum Ende des ersten Weltkrieges war Völlinghausen ein reines Bauerndorf, dessen Bewohner sich ausser den Bauern aus Handwerkern und Tagelöhnern zusammensetzten. Erst mit der Gründung der Zementwerke in Erwitte um 1927, wurde besonders den Tagelöhnern die Möglichkeit gegeben, auch ausserhalb der Landwirtschaft Arbeit zu finden. Die Einwohnerzahl pendelte bis dahin um 400 Personen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg trat ein sichtbarer Wandel ein. Flüchtlinge aus Ostdeutschland liessen die Einwohnerzahl hochschnellen und diejenigen, die sich entschlossen im Dorf zu bleiben, gaben den Anlass, im Südwesten des Dorfes ein geschlossenes Baugebiet auszuweisen, dem sich dann in den 70er bis 90er Jahren weitere Baugebiete im Norden und Westen des Dorfes anschlossen, so dass die Einwohnerzahl inzwischen auf 800 gestiegen ist.

Von den ehemals über 30, nur von der Landwirtschaft lebenden Bauernhöfen, sind nur noch 8 übriggeblieben, von denen beim nächsten Generationswechsel noch einige den Betrieb der Landwirtschaft aufgeben werden. Auch die zahlreichen Handwerksbetriebe sind weitgehend verschwunden. Damit ist Völlinghausen zu einer beliebten Wohnsiedlung geworden, deren Bewohner vornehmlich in Erwitte und Lippstadt, aber auch in anderen Orten ihre Arbeit finden.

Der zum Ortsteil Völlinghausen gehörende Söbberinghof wurde erstmals in einer Urkunde von 1290 erwähnt, wo ihn das Kloster Benninghausen von dem Knappen Friedrich von Bolike erwarb. Damals scheint dieser Hof aber ein Dorf gewesen zu sein, denn das Kloster hat seine Besitzungen dort mehrmals vergrössert und in einer Urkunde von 1523 steht der Satz: „Söbberinchusen, das früher ein Dorf gewesen sein muss“. Der Hof wurde von einem Schulte zu Söbberinghof bewirtschaftet, dessen Familie, wenn sie nicht ausstarb, immer auf dem Hof bleiben konnte. 1780 heiratete ein Bömer aus Drüggelte dort ein. Als das Kloster aufgelöst wurde, blieb der Hof im Besitz der Familie Bömer, bis er 1888 von Fritz Bömer an Hermann Brüninghaus verkauft wurde. Dieser verkaufte ihn 1917 an den Konsumverein in Düsseldorf, der ihn von Clemens Wiek aus Völlinghausen verwalten liess. 1935 wurde der Hof von Bernd Springorum erworben, dessen Sohn Dirk ihn heute weiterführt.

Söbberinghof

Zu Völlinghausen gehörte auch der Hohlhof, in alten Urkunden Hollschulten-Hof oder auch Hohlschulte genannt. Der letzte Besitzer kam in finanzielle Schwierigkeiten und wanderte um 1880 nach Amerika aus. Die Ländereien kamen grösstenteils zum Söbberinghof. Auf der Hofstelle verbleibende Gebäude wurden vom Söbberinghof als Arbeiterwohnungen genutzt. Diese Gebäude standen noch bis 1974, an der Stelle wo heute die Autobahnabfahrt Erwitte ist.

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